Revisited Band 15
186 Seiten, Hardcover mit Leseband
Mit einem Nachwort von Dr. Hans Weichselbaum

€ 20.90

ISBN 978-3-902950-116

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Andreas Latzko

Menschen im Krieg

„Menschen im Krieg“, ein frühes Meisterwerk der Antikriegsliteratur – Leidenschaftliche Prosa gegen den Wahnsinn des Ersten Weltkriegs.

In Andreas Latzkos erfolgreichstem Buch „Menschen im Krieg“ wird die Fratze des Krieges 12 Jahre vor Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ ungeschminkt und unverhüllt sichtbar.

Es sind Novellen von der Front des Ersten Weltkrieges, aus den Schützengräben, Lazaretten und aus den Städten, die zu den Kriegsgewinnern gehörten – nicht die politischen Ereignisse werden geschildert, auch nicht taktisch-militärische Überlegungen, sondern der Alltag und das Befinden der Soldaten, deren Bewusstsein und dunkle Instinkte. Man begegnet ihrer realen Qual, ihrem Ausgeliefertsein an eine Maschine, deren Zweck letztlich nicht mehr verstanden werden kann. Selbst wem es gelingt, diesem „Duell der Munitionsindustrien“ zu entkommen, bleibt ohne Hoffnung zurück. Die Davongekommenen müssen das weitere Leben mit ihren körperlichen und seelischen Verletzungen fristen.

Latzko war es ein Anliegen, die Menschen mit seiner Sprache zu packen und ihnen wehzutun, denn nur was den Menschen durch Erwecken seiner Fantasie zwingt, am eigenen Leib zu fühlen, fügt er seinen Mitmenschen nicht mehr zu.

Das in erster Auflage anonym publizierte Werk wurde in 30 Sprachen übersetzt und in allen kriegführenden Staaten verboten. Der Pazifist Latzko wurde, anders als Karl Kraus es in der „Fackel“ forderte, vergessen. Dabei mitgeholfen hat die massive Ablehnung der Nationalsozialisten gegenüber dem Altösterreicher und seinem Werk – „Menschen im Krieg“ gehörte zu jenen Büchern, die am 10. Mai 1933 den Bücherverbrennungen in Nazideutschland zum Opfer fielen.

»Er hätte brüllen mögen; aufspringen, hinauslaufen und aus tiefster Seele heraus die Menschheit anbrüllen, warum sie ihn dahergeworfen, warum er da liegen bleiben sollte, bis er zu Aas oder zum Narren geworden. Er konnte es nicht begreifen, wie er sich hatte hier hinaustreiben lassen; sah keinen Sinn, kein Ziel, nur dieses Erdloch, die verwesenden Leichen draußen und – gleich daneben – einen Schritt weit nur von dieser Tobsucht, sein Wien, wie er es vor zwei Tagen erst verlassen hatte – mit Trambahnen, Schaufenstern, grüßenden Menschen und Theatersälen. Was war das für ein Wahnsinn, hier zu kauern, in blöder Geduld auf den Tod zu warten – in Schmutz und Blut, wie ein Tier, auf nackter Erde zu verrecken, während andere froh, sauber, geschmückt, in hellen Sälen saßen, sich was vormusizieren ließen, in ihr weiches Bett krochen, ohne Angst, ohne Gefahr; gehütet von einer Welt, die entrüstet über jeden herfiele, der ihnen auch nur ein Härchen krümmen wollte! … War er schon irr, oder waren’s die anderen?« (S. 62-63)

»Was das Gräßlichste war, willst du wissen? Die Enttäuschung war das Gräßlichste, der Abmarsch. Der Krieg nicht! Der Krieg ist, wie er sein muß. Hat’s dich überrascht, daß er grausam ist? Nur der Abmarsch war eine Überraschung. Daß die Frauen grausam
sind, das war die Überraschung! Daß sie lächeln können und Rosen werfen; daß sie ihre Männer hergeben, ihre Kinder hergeben, ihre Buben, die sie tausendmal ins Bett gelegt, tausendmal zugedeckt, gestreichelt, aus sich selbst aufgebaut haben, das war die Überraschung!
Daß sie uns hergegeben haben – daß sie uns geschickt haben, geschickt! Weil jede sich geniert hätt’, ohne einen Helden dazustehen; das war die große Enttäuschung, mein Lieber. Oder glaubst du, wir wären gegangen, wenn sie uns nicht geschickt hätten?«
(S. 27)

Bei dieser Gelegenheit sei allen, die sich nach einem Beweis von Europäertum in der deutschen Literatur des heutigen Krieges umsehen, nachdrücklichst die Pflicht eingeschärft, das vor einigen Wochen erschienene Buch »Menschen im Kriege« sich zu beschaffen, das heißt: ihre Buchhändler zur Durchsetzung des Grenzübertrittes zu veranlassen. (...) Da dieses als Kriegsdokument wichtigste an maßgebenden, den Einflüsterungen
der Menschlichkeit keineswegs verschlossenen Stellen Verständnis gefunden hat, so kann der Widerstand untergeordneter Mächte nur von den noch schlechter Unterrichteten ernst genommen werden. Andere wissen den Tag nicht mehr fern, an dem das offizielle Österreich darauf stolz sein wird, daß es auch durch diese Tat am Weltkrieg beteiligt war.

Karl Kraus, Die Fackel, Nr. 462, Wien 1917

Eine großartige (Wieder-)Entdeckung!
Bernd Noack, Nürnberger Nachrichten

Karl Kraus bezeichnete das 1917 erstmal veröffentlichte Buch als Pflichtlektüre.
Barbara Mader, Kurier

Es ist Latzko gelungen, dabei weder plakativ noch abstrakt zu werden. Im Gegenteil: In seinen Erzählungen hat er grandiose Bilder und Szenen entworfen, differenzierte Figuren entwickelt, die das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und erleben. Und seine Sprache ist so konkret, plastisch und lebendig, dass sie sich gegen Tod und Vernichtung stemmt.
Dorothee Schmitz-Köstler, Radio Bremen

Menschen im Krieg – eine glatte Leseempfehlung jenseits aller aktueller Jubiläen.
Klaus Kastberger, Ö1 - Ex Libris

Selbst in Zeiten visuell vermittelter Gräuel sind Latzkos sechs Texte zuweilen kaum erträglich. (....) Doch die sechs Erzählungen sind nicht bloss grandios antimilitaristisch, sondern vermitteln eine knappe Sozialstruktur der Donaumonarchie.
Stefan Howald, WOZ

Mit diesem endlich wiederentdeckten Buch hat sich Andreas Latzko in eine Reihe mit Autoren wie Henri Barbusse, Romain Rolland, Leonid Andrejew, Blaise Cendrars gestellt, die noch während des Ersten Weltkriegs literarischen Gerichtstag über diesen, seine Hetzer und Profiteure hielten.
Karl-Markus Gauß, Die Presse Spectrum

Ein Zeitdokument, von dem Karl Kraus sich in der "Fackel" überzeugt zeigte, dass das offizielle Österreich noch stolz darauf sein würde. Er hatte sich getäuscht. "Menschen im Krieg" kann das, was Antikriegsliteratur im besten Fall können sollte: die Schrecken und das Elend des Krieges begreifbar machen.
Zita Bereuter, fm4

Rezensionen

2014-12-06 - fm4
"Ich weiß, daß der Tote stärker in mir lebt als ich selbst"
Zita Bereuter über Andreas Latzkos "Menschen im Krieg"
http://fm4.orf.at/stories/1750349/

2014-11-15 - Die Presse Spectrum
Zu dritt auf zwei Füßen
Karl Markus Gauß über Andreas Latzkos "Menschen im Krieg"
http://diepresse.com/home/spectrum/literatur/4595655/Zu-dritt-auf-zwei-Fussen?_vl_backlink=%2Fhome%2Fspectrum%2Findex.do

2014-09-12 - Der Standard
Keine Reklame für die Marke Weltkrieg
Stefan Gmünder über Andreas Latzkos "Menschen im Krieg"
http://derstandard.at/2000005461918/Keine-Reklame-fuer-die-Marke-Weltkrieg

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