Neu übersetzt von Vanessa Wieser
Mit einem Nachwort von Robert Macfarlane
271 Seiten, Hardcover

€ 24.00

ISBN 978-3-903460-13-3

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Laurie Lee

An einem hellen Morgen ging ich fort

Roman

Die wunderbare Geschichte eines jungen Engländers, der eines Tages mit nichts als seiner Geige in die Welt zieht. Nichts ahnend vom Gang der Dinge, durchstreift er Spanien und beschreibt seine Erlebnisse auf unvergessliche Weise. Ein wunderschönes Buch, das in England begeisterte Aufnahme fand und ein Bestseller wurde – wieder entdeckt.

Ein kleines Zelt, eine in eine Wolldecke eingewickelte Geige, Wäsche zum Wechseln und eine Dose Kekse: Das ist die ganze Ausrüstung Laurie Lees, als er an einem strahlenden Junimorgen sein Heimatdorf in Gloucestershire verlässt und sich auf den Weg nach London macht. „Neunzehn Jahre war ich alt, noch nicht trocken hinter den Ohren, aber ich verließ mich auf mein Glück.“ Mithilfe seines Geigenspiels schlägt er sich als liebenswürdiger, alle Eindrücke intensiv erlebender Vagabund zunächst bis London durch.
Da Laurie weder ein anderes Land noch eine andere Sprache kennt, wählt er Spanien als nächstes Reiseziel, er betritt es in Vigo und durchwandert es bis nach Gibraltar, macht Bekanntschaften mit Bauern und Bettlern, den Armen und Ärmsten, musiziert für Brot und Wein und schläft in Olivenhainen und Wirtschaftshaushöfen. Es ist das Jahr 1935, und der kommende Bürgerkrieg wirft seine Schatten voraus.

LESEPROBE 1

Als die Dämmerung kam, voller Motten und Käfer, war ich zu müde, um mein Zelt aufzuschlagen. Also legte ich mich mitten auf einer Wiese nieder und blickte hinauf zu den strahlenden Sternen. Die samtene Leere der Welt und die Schwaden weichen Grases, auf denen ich lag, überwältigten mich. Schließlich schläferten mich die nächtlichen Nebel ein – in meiner ersten Nacht ohne Dach und ohne Bett.
Kurz nach Mitternacht weckte mich Regen, der mir ins Gesicht sprühte; der Himmel war schwarz und kein Stern mehr zu sehen. Zwei Kühe bliesen mir schnaufend ihren Atem ins Gesicht, und das Elend jenes Augenblicks ist mir unvergessen. Ich kroch in einen Graben und lag wach bis zum Morgengrauen, allein und durchnässt auf diesem Feld ohne Namen. Doch als am Morgen die Sonne aufging, verschwand das Gefühl der Einsamkeit. Vögel sangen und warmer Dunst stieg aus dem Gras. Ich stand auf und schüttelte mich, aß ein Stück Käse und machte mich wieder auf Richtung Süden.

LESEPROBE 2

Sevilla am Morgen war weiß und golden, wenn der goldleuchtende Fluss den Torre des Oro widerspiegelte und Sonnenstrahlen die Giralda trafen. Auf dem Morgenmarkt kaufte ich Kaktusfrüchte, triefend von Saft und reif voller Samen, die ein geschwätziger alter Mann verkaufte; er unterhielt seine Kunden mit langen Geschichten über die Flüsse Spaniens. Doch da er Dialekt sprach, verstand ich ihn weniger gut als den taubstummen Jungen Alonso, dem ich ebenfalls auf dem Markt begegnete, und dessen Gesicht und Körper rastlos Bilder produzierten wie ein Stummfilm.

Kerouac, der so viel später "on the road" war, wirkt an Lee gemessen wie eine kaputte Plaudertasche, die die Wörter nicht halten kann.
Spiegel

He writes like an angel.
Sunday Times

Der Lyriker weiß poetisch zu erzählen, Landschaften und Stimmungen ohne Kitsch zu beschreiben und liefert ein lebendiges Bild spanischer Folklore.
Welt am Sonntag

Diese Aufzeichnungen besitzen einen poetischen Schwung, der an die Dichtung unserer deutschen Romantiker, vor allem natürlich an Eichendorffs ‚Taugenichts‘ erinnert. Ein wunderschönes Buch.
Mannheimer Morgen

Der Autor evoziert mit einer erlesenen, aber eindrücklichen Sprache, seine vielen ungewöhnlichen, bildhaften Vergleiche, seine pointierten Darstellungen der Begegnungen ein atmosphärisch dichtes Bild des damals rückständigen Spanien. Nicht nur als zeitgschichtliches Dokument lesenswert.
Gabriele Oberhauser-Gutheil, ekz.bibliotheksservice

Vanessa Wieser hat den Roman in all seiner charmanten Poesie ins Deutsche übertragen und macht es so möglich, einen der wahrlich großen Reiseromane des 20. Jahrhunderts neu zu entdecken.
Christoph Hartner, SteirerKrone

Es ist eine alte Geschichte. Doch Fernweh und Abenteuerlust verfangen noch immer, und vor allem dann, wenn einer so gut und interessant erzählen kann wie Laurie Lee.
Claudio Campagna, NDR Kultur

Was sich anfangs wie das englische Pendant zum Eichendorff'schen "Taugenichts" ausnimmt, erweist sich bald als ein glänzendes Stück Reiseliteratur, voll poetischer Kraft und lebendiger Urtümlichkeit.
Albert C. Eibl, Profil

Gerade Lees Witz und Humor verwandeln den Reisebericht dabei in eine packende Erzählung, die dazu animiert selbst aufzubrechen. Eine schöne Wiederentdeckung, die sich definitiv zu lesen lohnt.
Janina Steinle, Kritische Ausgabe

Rezensionen

2016-08-17 - kritische-ausgabe.de
Malerische Reise eines Vagabunden
Ein Engländer, eine Geige und die große weite Welt
http://kritische-ausgabe.de/artikel/laurie-lee-morgen

2016-08-02 - kurier.at
Don Lorenzo lernt: Trinken ist ein Privileg
http://kurier.at/kultur/don-lorenzo-lernt-trinken-ist-ein-privileg/213.311.489

2016-07-07 - ndr.de
Mit Geige auf Wanderschaft
An einem hellen Morgen ging ich fort von Laurie Lee, aus dem Englischen von Vanessa Wieser
http://www.ndr.de/kultur/buch/Laurie-Lee-An-einem-hellen-Morgen-ging-ich-fort,laurielee102.html

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