neuerscheinungen
literatur
comic
horror
klassiker
krimi
sachbuch
wissenschaft
zeitgeschichte
beastie_books
humor
glitzer_und_grind
Buchreihen
147 Seiten, Broschur
€ 15.90
ISBN 978-3-902950-406
Hiob Faustinger, 12 Jahre alt, erzählt die Geschichte der Saubauernfamilie Faustinger. Sein einziger Lichtblick innerhalb der ganz normalen Brutalität auf dem Lande: die Liebe zur Sau Klara.
Die Sau erzählt von den letzten Monaten der dramatischen Geschichte einer Saubauernfamilie in einem Dorf in Österreich der 1960er Jahre. Hiob Faustinger, der 12jährige Sohn der zerrütteten Familie, ist der Tagebuchverfasser. Seine Lieblingssau Klara greift mehrmals in das Schicksal der Hofbewohner ein – als das geliebte Tier von der Familie und den Hauptrepräsentanten des Dorfes im Zuge einer Zehrung verspeist wird, kommt es zum Showdown.
Erwachsen geworden, lässt Hiob seine Tagebucheintragungen von der Psychologin Monika Mendl kommentieren und intellektuell einordnen. Die – satirische – Dekonstruktion der traumatischen Erlebnisse bietet die sehr unterhaltsame Metaebene der vergangenen Ereignisse.
Im Herbst haben wir drunt vorm Stall das Schwein gestochen, und der Onkel Karli, der was ein Fleischhacker ist, hat Blutwürscht gemacht. Das Schwanzerl und die Ohrwascheln von der Sau hat der Hund gekriegt. Mein Bruder Franzl und ich durften mit den Sauaugen Anmäuerln spielen.
Dem Bertl, der was unser Knecht ist seit zwei Lichtmess’, ist das Saustechen immer auf den Arsch gegangen. Weil er hat die Darm waschen müssen, damit der Onkel Karl was zum Einfüllen für den Blunzenbatz gehabt hat. Und das schlatzige Zeug riecht ja nicht grad so würzig wie das Deppenkräutl vom Opa. Das hat er beim Strohstadl angebaut, wo wir uns nie herumtreiben haben dürfen. Weil die Oma immer gesagt hat, es ist eh bis in die Haut hinein genug, dass der alte Zausel dauernd des Klumpert pofelt und hustet wie ein Reiher. Wir sind dafür zu jung, hat sie gesagt, wir sollen zuerst einmal das Saufen lernen.
Mein Bruder und ich haben das Saufen schon einmal heimlich probiert, aber von der Flaschen von der Oma ihrem Nussgeist ist uns so schlecht geworden, dass wir in den Sautrog hineingespieben haben. Das hat die Sau aber nicht umgebracht. Gestorben ist sie von was anderem, nämlich vom Onkel Karl seinem scharfen Schlachterfeitel in der Gurgel.
Zu uns auf den Hof gekommen ist die Sau, als sie noch ganz klein war. Mein Bruder und ich haben sie Klara genannt, weil sie auf einem Aug blind war. Sieht sie halt mit dem anderen Aug klara. Das haben wir witzig gefunden.
Grau-weiß war das blinde Aug, mit dem ich das Anmäuerln gewonnen hab. Der Franzl hat mit dem roten Aug gespielt. Ich glaub, ich behalt mir das Aug als Erinnerung und Glücksbringer in der Hosentaschen.
Jedenfalls ist mit dem Klara-Fackerl auch ein kleiner Eber mit auf unseren Hof gekommen. Den haben der Vater und die Mutter gleich einmal kastriert. Die Mutter hat die Röcke in die Höhe gehoben und das Fackerl zwischen die Knie gezwickt, damit der Arsch zum Vatern schaut. Also der von dem Viech. Mit dem Taschenfeitel hat der Vater das Sackerl aufgeschlitzt, die Goggerl heraus-gedruckt und abgeschnitten. Der junge Eber, den wir dann Herbert getauft haben, weil es ihn noch so lang herbärt hat nach dem Schneiden, hat geschrien wie am Spieß, obwohl die Ferkel am Spieß eigentlich nimmer mehr schreien, wenns einmal drauf sind. Die sind ja immer schon vorher hin.
Die Mutter hat dem Herbert, der furchtbar gestrampelt hat, dann einen Batzen Schmalz auf das blutige Sackerl geschmiert und ihn in den Saustall geschmissen. Der Franzl und ich haben schon ein bisserl große Augen gemacht, wie wir das gesehen haben. Darauf hat die Mutter gesagt: »Des ghert si so, damit er net so stinkt, der Saubär, der dreckate!«
„Die Sau“ ist ein Gourmetstück für Liebhaber der intelligenten Unterhaltung und so werden Leser,deren Sinn für Humor dieselben Attribute besitzt wie perfekt zubereiteter Kaffee, nämlich so schwarz wie die Mitternacht einer mondlosen Nacht, einige hochvergnügliche Stunden mit diesem erstaunlichen literarischen Wurf verbringen.
Katharina Widholm, viennareader.at
2016-01-15 - viennareader.at
Rezension: Die Sau. Ein voll arger Heimatroman
https://viennareader.wordpress.com/2016/01/15/rezension-die-sau-ein-voll-arger-heimatroman