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Buchreihen
181 Seiten
Klappenbroschur
Mit zahlreichen Illustrationen
€ 19.00
ISBN 978-3-903184-16-9
VERSCHWÖRT EUCH!
Viele wissen es: Die Mondlandung ist eine Erfindung, Elvis Presley lebt, Chemtrails wollen unsere Gehirne manipulieren und Mozart wurde von den Freimaurern vergiftet. Dieses Buch führt Sie durch die Welt der absurdesten Verschwörungstheorien und bringt Vernunft ins Dunkel. Es darf gelacht werden!
Verschwörungstheorien erfreuen sich immer stärkerer Beliebtheit, und ihre Absurditäten kennen keine Grenzen. Das Satirekombinat HYDRA liefert in seinem neuesten Werk das In and Out, die Dos und Don'ts der Nachrichtenindustrie. Ein Vademecum für alle, die sich nicht mehr auskennen, was sie noch glauben dürfen und wo es dann aber wirklich unrealistisch wird. Harte Fakten und sanfte Zweifel. Wie erkenne ich eine Falschmeldung, und wo zum Teufel sind die 300 Jahre Mittelalter hin, die einfach erfunden wurden?!
Wem nützen Fake News, Verschwörungstheorien und glutenfreie Nahrung? Und kann ich mir all das selbst basteln? Kann ich lügen wie gedruckt? Und wer druckt mir diese Lügen?
Kommen Sie mit auf diesen Ritt auf der tieffliegenden Kanonenkugel der möglichen Wahrheiten und lassen Sie sich verzaubern von fiktionalen Realitäten der Sonderklasse. Ob Turbokapitalist oder Präsidentschaftskandidat – hier erwartet Sie Lachspaß mit Premium-Humor! Und: Es ist etwas sehr, sehr Sachliches, Objektives und Konkretes.
How to be ÖSTERREICH
oder: Wie schreibe ich einen oe24.at-Artikel?
Im Februar 2017 sorgte ein Artikel der Tageszeitung Österreich für Aufregung. »Geimpfte Kinder fangen an zu masturbieren«, titelte das Medium und zitierte dabei eine Schweizer Heilpraktikerin, die behauptete, dies herausgefunden zu haben. Und Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Wollen Sie ebenfalls solche Artikel verfassen? Ziehen Sie eine Karriere bei Österreich bzw.oe24.at in Erwägung? Dann lesen Sie unseren Ratgeber!
Zu Beginn steht die Auswahl des entsprechenden Ressorts.Sie wählen Politik? Dann gehen Sie nach dem Motto »Lieber Inland statt Ausland« vor! Wen interessieren schon die Wahlen in Großbritannien, wenn Sebastian Kurz einen neuen Vorschlag zur Mindestsicherung hat? Oder doch lieber Chronik? Dann empfiehlt sich das Motto »Lieber Ausländer statt Inländer«. Schließlich sind von Ausländern begangene
Verbrechen ganz besonders schlimm. Das Society-Ressort ist dann zu empfehlen, wenn eine berühmte Schauspielerin den Opernball besucht oder eine bekannte Sängerin ein Konzert in Wien gibt. Schlagzeilen à la »Person XY versext Wien« gehen immer.Überhaupt sollte das Wort »Sex« besonders häufig vorkommen. So kann etwa ein Vergewaltiger liebevoll-verharmlosend als »Sex-Strolch« bezeichnet werden.Außer natürlich, es handelt sich um einen Ausländer.
Über das Wetter reden alle gerne,aber niemand so schön wie oe24.at. Steht der Winter vor der Tür? Es wird ein »Jahrhundert-Winter« mit »sibirischer Kälte«.Wird es bald Sommer? Dann wird es ein »Rekord- Sommer« mit »Sahara-Hitze«. Und der Klimawandel? Na dann kommt die »Sahara-Hitze« eben im Winter. Achten Sie auf die Wortwahl! Attribute wie »Monster«, »Mega« oder »Horror« unterstreichen die Wichtigkeit des Themas und appellieren gleichzeitig an tiefsitzende Ängste der Leserschaft. Statt schnöden Fakten empfiehlt sich die Andeutung des Geheimnisvollen. Ein Beispiel: »Mysteriöser Ziegenmann versetzt Kleinstadt in Angst.« (oe24.at, 3.5.2016) Gerne dürfen auch Themen miteinander verbunden werden,wie etwa in »Wurde Adolf Hitler von Aliens entführt?« (oe24.at, 2.2.2017). Steht das Grundgerüst für den Artikel, so ist stets die Frage zu stellen: Was sagen Niki Lauda und Felix Baumgartner dazu? Und sollten die üblichen Promis gerade nicht erreichbar sein, so kann das entsprechende Interview immer noch erfunden werden.Was aber,wenn es wirklich gar nichts zu berichten gibt? Dann rast mit ziemlicher Sicherheit ein Todes-Asteroid auf die Erde zu.
9/11 und die Frau des Rabbiners
von Paul Chaim Eisenberg
9/11 ist wohl jedem ein Begriff.Es handelt sich um den Terroranschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York, bei dem – ich will es höflich sagen,aber doch eindeutig – einige arabische Männer mit Flugzeugen in die Twin Towers, die beiden Türme des World Trade Centers, hineingeflogen sind und diese zum Einsturz gebracht haben.3000 Menschen wurden dabei getötet. Obwohl die Attentäter namentlich identifiziert werden konnten, gab es kein Bekennerschreiben. Und so wusste niemand, ob sie diese Tat aus eigenem Antrieb begingen oder einer Organisation angehörten, die sie gesandt hatte.Es stellte sich die Frage,wer sie geschickt hat und wer davon wusste.Und so entwickelte sich die Verschwörungstheorie, dass der israelische Geheimdienst sie beauftragt hatte. Diese eher abstruse Theorie wurde mit einer zweiten untermauert, da sie sonst niemand geglaubt hätte.Denn wer hätte Interesse daran, einen solch fürchterlichen Anschlag durchzuführen? Doch eher Israel, weil es opportun wäre, ein schlechtes Licht auf Araber bzw.Moslems zu werfen. Aber da war die Suppe noch zu dünn.Als Beweis wurde angeführt, dass an diesem Morgen auffallend viele Juden zu spät zur Arbeit in das World Trade Center gekommen (eigentlich nicht angekommen) waren,weil sie davon unterrichtet waren und so verschont blieben. Zur Entkräftung dieses Argumentes frage ich mich:Woher sollen »einfache Juden« wissen, was ein israelischer Geheimdienst plant? Das ist der zweite Teil der Verschwörung, den ich glaube gut widerlegt zu haben.
Zuletzt eine dritte und persönliche Facette der Verschwörung:Meine Frau Annette hat sicher mit der Durchführung dieses Anschlags nichts zu tun, aber sie hat etwas gemacht, das Menschen darauf schließen lassen kann, dass sie es zumindest gewusst haben muss.Der Oberrabbiner und auch seine Frau wissen schließlich mehr als die »andern Juden«! Sie war nämlich im September 2001 in New York und hat ihr Rückflugticket heim nach Wien vom 11. auf den 10. umgebucht. Ist man empfänglich für Verschwörungstheorien, wüsste man, dass der israelische Geheimdienst sie vorab informiert hat. Schließlich wurden nach dem Anschlag einige Tage lang sämtliche Flüge storniert. Nun habe ich wieder bewiesen, dass ein Rabbiner religiöse Themen behandelt,ein Oberrabbiner aber alle Themen.
Verschwörer erkennen: Die geheimen Codes der Lobbys
Nicht jeder Freimaurer kennt alle seine Brüder. Nicht jeder Illuminatus weiß um sämtliche Mitverschwörer-Kameraden. Nicht jede Hexe kennt alle ihre Schwestern. Wie aber erkennen sie einander? Hier die streng geheimen Erkennungssignale der Verschwörer dieser Welt:
Hexen erkennen einander an einem sanft angedeuteten Kick mit der großen Zehe des linken Fußes gegen ein tönernes Weihwassergefäß. Dieses intern unter »Hexenschuss« firmierende Erkennungszeichen ist seit der beginnenden Neuzeit verbreitet. Zuvor gab man sich bekanntlich durch bizarre Besentänze zu erkennen.Diese Begrüßung hatte jedoch zu einer deutlichen Reduktion der Gemeinschaft durch Hexenverbrennungen geführt.Man wählte deshalb eine diskretere Vorgangsweise.
Diskret sind auch die Illuminati. Sie geben klandestine Lichtzeichen. Jeder Illuminatus trägt ein Glühwürmchen in der Hosentasche – als biolumineszentes Geschöpf ein Bruder im Geiste. Bei Verdacht hefte der Illuminatus das Tierchen an sein Revers.Teilt sein Vis-à-vis sein Verhalten, dann ist es gewiss:Ein Mitbruder hat sich als solcher exponiert. Dieses Erkennungsritual ist verfälscht als »Bioresonanz« in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
Die Hohlwelttheoretiker wiederum klopfen sacht an ihre aufgeblähte rechte Backe. Ein akustisches »Blop«-Signal ist die Folge.Der erste Hohlwelttheoretiker war übrigens der deutsche Maler Hohlbein der Ältere.
Der Freimaurer deutet mit Daumen und Zeigefinger eine sachte Spachtelbewegung an.Kletzelt sich dieser ein bisschen Mörtel aus der Nase, ist die Bruderschaft zementiert.
Chemtrail-Verschwörer ziehen mit der linken Hand von der Stirn weg zwei parallele Spuren durch ihr Haar.Dabei pusten sie unauffällig in ihre gefaustete rechte Hand.
Die Pharma-Mafia ihrerseits treibt sich gerne vor Arztpraxen und Apotheken herum. Man erkennt einander am zäpfchenförmigen Schwänzeltanz. »Marilyn?«, fragt der erste Mafioso für gewöhnlich. »Monroe«, lautet die Antwort-Parole.
Aliens erkennen einander an ihren großen Ohren. Ihre plastizierten Hörgeräte sind nicht an den terrestrischen Druck angepasst und dehnen sich unnatürlich aus. Um sicherzugehen, tauschen sie türkise, substanzlose Signale aus.
Und woran erkennen sich russische Hacker? – Sie treffen sich einfach am Ski-Lift in Sölden.
Satirekollektiv Hydra: Bizarre Satire und Fake News
Das Kollektiv Hydra widmet sich im jüngsten Buch den Verschwörungen und Fake News. Über Satire ohne Pimmelwitze und Spott als Katalysator.
Sojamilch stammt aus Zitzen japanischer Sumoringer, Zeitreisen sind schon lange möglich, nur nicht ins Mittelalter, davon wurden bekanntlich 300 Jahre erfunden. Und die Sache mit den Chemtrails und der Mondlandung – weiß mittlerweile jedes Kind. Erstere manipulieren uns, Zweitere ist erfunden.
Wer das glaubt, ist ihnen vielleicht schon verfallen. Verschwörungstheorien, falsche News, und überhaupt, wer weiß denn noch, was stimmt? Verschwörungen und Fake-News-Debatten sind überall, und wenn man glaubt, sie sind schon so absurd, das man sich nicht einmal mehr lustig machen kann, kommen die Satiriker von Hydra mit ihrem neuen Buch: „Verschwört euch! How to Fake News“.
Denn „der verschwörungstheoretische Diskurs lag auf der Hand“, sagt Bibi Ka. Bibi Ka ist derzeit so etwas wie der führende Kopf der Hydra. Auch, wenn dieser Kopf erst einmal im Hintergrund bleibt – Bibi Ka ist Juristin, da ist zu viel öffentliche Satire nicht gefragt. Und „die Hydra hat viele Köpfe“, sagt Bibi Ka, einzelne wollen sich nicht unbedingt als Chefsatiriker hervortun.
Wer ist Hydra? Die Hydra ist ein Satirekollektiv, das in Wien nun seit gut zehn Jahren aktiv ist. Aktuell bestehe Hydra aus einem Kernteam von zehn Leuten, ein „nerdiges Projekt“, ein Kulturverein, ein Flohzirkus, eine Manufaktur für Kontraproduktion, so beschreiben sich die Satiriker selbst, die in den vergangenen Jahren mit Büchern, Aktionen, Stadtführungen oder Lesungen aufgefallen sind.
Bekannt wurde die Truppe vor allem durch ihre Aushängeschilder: Max Zirkowitsch („Bezirkowitsch“) ist immer noch „ideologisches Zentrum“ und „bringt den Glamourfaktor“. Oder die Gebrüder Moped, die in den Anfangsjahren auch dabei waren. Die meisten der Hydra-Schreiber halten sich eher im Hintergrund, schreiben unter Pseudonymen – es sind Familienväter, Sozialarbeiter, Medienleute, viele Juristen –, nur bei den Auftritten bekommt man dann die Leute hinter den Pseudonymen zu Gesucht.
Dass mit Bibi Ka und Marietheres Potucek auch Frauen in der ersten Reihe stehen, ist übrigens rar. In der Welt der Satire driften Frauen zu gern in Richtung Poetry Slam ab, beschränken sich oft auf Witzemachen über Geschlechter und Klischees. Bei Hydra wächst und variiert die Truppe je nach Projekten – und es beteiligen sich auch Gastautoren. Für das aktuelle Buch konnte beispielsweise Wiens früherer Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg gewonnen werden, der sich in einem Beitrag den Anschlägen vom 11. September, den Theorien um eine Beteiligung des israelischen Gemeindienstes daran (oder der Mitwisserschaft seiner eigenen Frau) widmet.
Es geht im neuen Buch nun also um Verschwörungstheorien: Schließlich sieht sich Hydra auch als medienkritisches Projekt, so findet man im Buch Anleitungen, um herauszufinden, wie man vom Internet überwacht wird und wie man Fake News erkennt, und bei Bedarf gibt es einen eigenen Generator für Verschwörungstheorien. Für Bibi Ka und Marietheres Potucek ist die Satire ein Weg, mit den Dingen, „die man andauernd liest, aber die man nicht gut aushält“ umzugehen. Satire quasi als Katalysator, als „Verdauungstrakt“.
„Spott ist manchmal der einzige Ausdruck für Kritik“, sagt Bibi. Die Bücher seien kleine „Protestwerkl, aber auch Protest gegen uns selbst“: „Das alles ist immer auch Kritik an uns selbst, an unserem eigenen, eitlen Zugang zur Sache.“ Um damit, mit den großen Themen und dem Sendungsbewusstsein, zu brechen, gibt es dann auch Klamauk. Eine Wasserspritzpistolen-Schlacht auf der Kärntner Straße zum Beispiel, die auch heuer wieder stattfinden soll.
Meistens aber setzen die Satiriker auf die Themen der Zeit: Wie schon mit ihrem wohl bekanntesten Projekt, dem Buch „How to be Österreich“, dem satirischen Integrationsguide, der vor zwei Jahren erschienen ist. Oder dem Wien-Reiseführer „Wien, wie es wirklich scheint“ – dazu passen auch die aktionistischen Stadtführungen, die „Bru Bru Tours“, die im Herbst wieder stattfinden sollen.
Bei allem, was die Satiriker machen, Klamauk soll es (meistens) nicht sein – „Das, was am meisten geht, sind Pimmelwitze oder Witze über Minderheiten. Aber wir wollen uns nicht auf die Bühne stellen und Penis und Hitler sagen, das wäre zu billig. Es soll kein Klamauk, auch keine Polit-Satire sein, es geht um die leisen Zwischentöne“, sagt Bibi Ka. Nachsatz: „Obwohl Penis und Hitler auch Platz haben.“
(Christine Imlinger, Die Presse, 23. Juni 2018)