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185 Seiten/Hardcover
Mit einem Nachwort von Evelyne Polt-Heinzl
€ 18.00
ISBN 978-3-85286-206-4
Die Ausweisung
Die Entdeckung eines lang vergessenen Kapitels österreichischer Nachkriegsliteratur – REVISITED!
Die ewige Frage nach den Möglichkeiten des Einzelnen, in einer Diktatur menschlich zu bleiben, wird in Hubaleks brisantem Roman diskutiert.
Felix Hubalek thematisierte in „Die Ausweisung“, die vielfältigen Reaktionen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Theater- und Journalistenmillieu: Verharmlosung, Anpassung, Zynismus, Angst aber auch Formen von Widerstand und Solidarität werden hier neben bitterbösen Denunziantenportraits meisterhaft entworfen.
Berlin 1933, zu Beginn der NS-Diktatur, steht ein österreichischer Journalist im Widerstreit zwischen Anpassung und Widerstand.
Der österreichische Korrespondent Wilhelm Urbanek sieht sich mit den Zeichen der „neuen Zeit“ und den braunen Machthabern konfrontiert. Die politischen Veränderungen in der deutschen Reichshauptstadt gefallen dem Journalisten ganz und gar nicht; er versteht sich als Mahner, der mit klarem Blick bereits erkennt, auf welches Unglück Deutschland zurast. In Urbaneks Umfeld scheint jedoch kaum jemand verstehen zu wollen, dass mit Hitler als Reichskanzler und den ersten Verhaftungen politischer Gegner und Juden, Deutschland innerhalb kürzester Zeit zu einem anderen Land geworden ist. Als Fluchthelfer und mutiger Gegner des nationalsozialistischen Regimes muss sich Urbanek die Frage stellen, was ein Einzelner gegen ein Terrorsystem wirklich ausrichten kann. Als seine regimefeindlichen Aktivitäten auch der Gestapo nicht verborgen bleiben, steht Urbanek vor einer lebenswichtigen Entscheidung...
Der Morgen dämmerte schon, als Dr. Urbanek müde, verbittert und abgespannt seinen alten Tatra durch die schwarz glänzenden, nassen Straßen von Berlin-Tegel zur Steinstraße fuhr, wo er seine kleine Wohnung hatte. Es gab keinen Himmel über Berlin, nur schwere, dunkle Wolken, aus denen dünn, aber stetig ein kalter Herbstregen nieselte. Leer und tot lagen die Straßen da.
Urbanek fand, man habe schon zu viel Zeit mit Denken und Reden verschwendet – obwohl gerade er ein Mensch war, der noch unter dem Galgen mit dem Henker zu diskutieren versuchen würde, wie ein englischer Kollege anerkennend von ihm gesagt hatte. Er tat nun so, als wäre es die einfachste und selbstverständlichste Sache der Welt, innerhalb von vierundzwanzig Stunden ein ganzes Leben hinter sich zu lassen und Hals über Kopf in ein anderes, höchst ungewisses hineinzuspringen, wobei die Chancen, sich dabei das Genick zu brechen, keineswegs gering war.
2011-12-19 - Süddeutsche Zeitung
Kaffeefahrt durchs Reich
Cornelia Fiedler über Felix Hubaleks "Die Ausweisung"
http://www.sueddeutsche.de/J5A38m/376461/Kaffeefahrt-durchs-Reich.html