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Buchreihen
300 Seiten, gebunden
€ 21.90
ISBN 978-3-85286-190-6
Als E-Book in allen einschlägigen Stores erhältlich.
Karl Lakner, eingespannt in die riesige Weltmaschine des Kapitalismus. Rudolf Brunngrabers politisch wie ökonomisch visionärer Roman aus den 1930er Jahren – Revisited!
Wien, 1893: Karl Lakner erblickt das Licht der Welt. Die Mutter Dienstbotin, der Vater Maurergehilfe, die Welt wieder einmal vor dem Abgrund. Doch Karl wehrt sich, er will aus seinem Leben etwas machen, lernt fleißig, und schafft es tatsächlich auf die Lehrerbildungsanstalt – das Leben scheint sich zu bessern. Dann bricht der 1. Weltkrieg aus.
Karl Lakner – ein Menschen wie tausend andere Menschen, ein Leben, beliebig herausgegriffen aus Millionen anderer, denselben Zwängen und Bedingungen unterworfen: Kriege, Inflation, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger.
Angeregt zu diesem Roman wurde der junge Arbeiterschriftsteller und Vagabund Rudolf Brunngraber durch den österreichischen Philosophen Otto Neurath, der in Hinblick auf die soziale Frage, das Massenelend und die Arbeiterschaft erstmals die Bedeutung statistischen Materials ins Blickfeld gerückt hatte. Das Resultat ist nicht nur in inhaltlicher und thematischer Hinsicht gewaltig, sondern erobert auch formal ein Terrain, wie es selbst andere Werke der sogenannten Neuen Sachlichkeit in solcher Konsequenz nie eroberten.
Ein Roman, der beispielhaft die bereits global wirkenden technischen und wirtschaftlichen Zwänge und Hemmnisse mit dem Leben eines einzelnen noch der alten Zeit entstammenden Menschen verschränkt. Beinahe jede Kategorie des Romans wird hier radikal gesprengt, der Bezug zur Wirklichkeit bleibt aber erhalten.
„Nach Angaben des Dr. Charles H. Maye in Rochester ist ein Mensch nicht mehr und nicht weniger wert als vier Mark, wobei Dr. Maye die Bemessung exakt auf Grund der Verwertbarkeit der in einem Menschen enthaltenen Rohstoffe vornimmt. So reicht das Fett eines Menschen zur Herstellung von sieben Stück Seife. Aus dem Eisen eines Menschen läßt sich ein mittelgroßer Nagel machen. Der Zucker langt für ein halbes Dutzend Faschingskrapfen. Mit dem Kalk kann man einen Kückenstall weißen. Der Phosphor liefert die Köpfe von 2200 Zündhölzern. Das Magnesium ergibt eine Dosis Magnesia. Mit dem Schwefel kann man einem Hund die Flöhe vertreiben. Und das Kalium reicht für einen Schuß aus einer Kinderkanone.“
Rudolf Brunngrabers »Karl und das 20. Jahrhundert« ist das außergewöhnliche Beispiel eines Arbeitslosenromans aus dem Jahr 1932, in dem ein Einzelschicksal direkt mit den globalen wirtschaftlichen Entwicklungen verrechnet wird. […].
Vier Anläufe hat die Editionsgeschichte nach 1945 bereits unternommen zur Wiederentdeckung eines der innovativsten Versuche, die »modernen Machtstrukturen« einer schon damals globalisierten Wirtschaftsordnung erzählerisch fassbar zu machen, und zwar in einem historischen Moment radikaler Umbrüche mit Weltkrieg eins, Abwicklung der Monarchie, Inflation, Massenarbeitslosigkeit und dem Börsenkrach von 1929.
Literaturkritik, Juli 2010, geschrieben von Evelyne Polt-Heinzl
Er [Brunngraber] beschreibt den unmenschlichen Jahrhundertfortschritt aus einer nüchternen Erzählperspektive, in einem kraftvollen, ernsten Stil, der nur in Karls Schicksalsdarstellung manchmal durchbrochen wird: nämlich von sanftem Humor, naivem Pathos oder einer in kitschige Sentimentalität abgleitenden Empathie.
Wiener Zeitung, extra, Sa./So. 19./20. Juni 2010, geschrieben von David Axmann
„Karl und das Zwanzigste Jahrhundert“ bewegt sich ästhetisch zwischen Brecht und Chaplins „Modern Times“: Es ist Zeit, den Sozialdemokraten Rudolf Brunngraber wieder zu lesen.
Falter, Nr. 32, 11.08.2010, geschrieben von Erich Klein
Der Milena-Verlag bemüht sich in letzter Zeit auch vorbildlich um die „vergessene“ Literatur Österreichs. Rudolf Brunngrabers (1901-1960) Roman aus dem Jahr 1932 ist ein hervorragendes Gesellschaftsbild Wiens am Übergang von der Monarchie zur Republik
XTRA – Österreichs größtes Gay-Magazin, 15. Juli – 15. August 2010
Der Wiener Milena Verlag hat nun den Roman neu aufgelegt. […]. Jedenfalls passt diese Neuausgabe in die heutige Zeit der brutalen Zerstörung sozialen Zusammenhalts und einer Globalisierung, die Schritt für Schritt die Armut der abhängig Beschäftigten und Lebenden vorantreibt.
SoZ, Dezember 2010/Jänner 2011, geschrieben von Dieter Braeg
2010-08-11 - Falter
»Karl Lakner zwischen Armut, Profitgier und Krieg«
Erich Klein über Rudolf Brunngrabers »Karl und das zwanzigste Jahrhundert«
http://www.falter.at/web/shop/detail.php?id=32762&SESSID=aec43d4a458b06aa6d6183ec8861e273