Ein Leben zwischen Moorteich und Universitätsstadt. Zwischen der Leidenschaft zum Tauchen und der Liebe zu Walen. Eine Geschichte über die Erziehung zum Mann und das zähe und anstrengende Verweigern von Stereotypen. Ein selten schöner, ein ungewöhnlicher Roman!
Ein Mann sitzt in der Arztpraxis des Urologen, das Ziel der Untersuchung ist zu wissen, ob sein Wunsch nach einem Kind verwirklicht werden kann. Diese Szene bildet den Rahmen für David Bröderbauers klugen Roman, der gekonnt zwischen Kindheitserinnerungen und Gegenwart wechselt. Es geht um das Erwachsenwerden, um eine von Walfantasien verträumte Kindheit und das Aufwachsen neben einem Schweigevater, um die Beziehung zu Vera und die Unfähigkeit, dem Wunsch nach Vaterschaft Ausdruck zu verleihen. Aus dem kindlichen, der Strenge der Erwachsenen geschuldeten Luft-Anhalten wird Tauchen, und das Tauchen wird zur lebenslangen Leidenschaft. Und es gelingt, es kommt schlussendlich zur Begegnung mit dem Wal.
So hat noch kein Mann geschrieben.
Margit Schreiner
„Ich muss Vera aus meinem Kopf bekommen. Ich stelle mir vor, ich sitze im Bauch eines Wals und tauche ab in die Tiefe, das Licht der Lavalampe ist der Schein des Meeres, der durch die Walhaut dringt, ich atme den Geruch des Desinfektionsmittels ein als wäre es der Meeratem des Wals, ich höre kein Telefonläuten mehr, keine Schritte, nur das schwache Rauschen der Lüftung, das das Geräusch von Walblut ist, wenn es durch die armdicken Adern strömt.“
Der Grund für die Tauchbegeisterung des Knaben ist ein Spielfilm, den seine Familie an einem Sonntagabend sieht, alle vier vor dem Einbauschrank mit dem Fernsehapparat in seiner Mitte. Der Vater sitzt links vom Fernseher in einem der beiden schweren Couchsessel. Im zweiten Couchsessel sitzen abwechselnd der Bruder und er. Der andere nimmt hinten auf der Bank neben der Mutter Platz. Im Rausch der Tiefe heißt der Film, er handelt von zwei Freitauchern, die sich gegenseitig zu neuen Tiefenrekorden antreiben. Nächte später träumt er noch von der Szene, bei der das Meer durch die Zimmerdecke bricht und den im Tiefenrausch fiebernden Taucher unter sich begräbt. Einer der beiden Hauptdarsteller ist ein sehr männlicher Mann – groß, behaart, selbstbewusst, gespielt von Jean Reno. Der andere, sein Held, ist klein, tapsig, verträumt, unerfahren im Umgang mit Frauen. Den Namen des Schauspielers kann er sich nicht merken. Was sich ihm eingeprägt, ist die Tatsache, dass der Mann auf Stirn und Hinterkopf ansatzweise schütteres Haar hat. Noch keine Glatze, wie sein Vater, dem nur noch an den Seiten Haare wachsen, aber doch ist das Haar des Helden gelichtet. Er kennt keinen anderen Film, in dem der Hauptdarsteller schütteres Haar hat. Außer Actionfilme, aber dann ist es eine Vollglatze, glatt-rasiert, der Mann muskelbepackt und beinhart. Der Taucher aus Im Rausch der Tiefe ist das alles nicht. Er braucht es auch nicht zu sein, denn mit seiner zurückhaltenden Art hebt er sich so sehr vom gängigen Bild eines Filmhelden ab, dass man gar nicht auf die Idee käme, ihn nach denselben Kriterien zu beurteilen wie einen haarlosen Krieger von der Sorte eines Bruce Willis. Er ist anders, jemand, der in Verbindung zu den Meerestieren steht und mit Delfinen spricht, dem die dunkle Tiefe des Meeres, sein grenzenloser Raum, keine Angst macht. Tauchen kann er wie kein anderer. Tiefer und länger als alle, auch als der männliche, unerschütterliche Jean Reno. Gleichzeitig ist es das Verhängnis des Namenlosen, dass er so anders ist. Er passt nicht in diese Welt. Am Ende des Films verschwindet er bei einem Nachttauchgang in den Tiefen des Meeres. Wohin, weiß man nicht, ob er wiederauftaucht, auch nicht. Das Ende ist offen.
So wie dieser Mann will er sein, seinem Vorbild folgend ist er in das Kinderbecken im Freibad gestiegen. Er spürt, dass er vieles mit ihm gemeinsam hat, so ein Mann liegt in seinem Inneren begraben. Er muss ihn nur befreien, muss nur lange genug im Wasser sein und die Verwandlung wird von selbst stattfinden. Bei seinem Filmhelden ist es auch so. Er muss sich nicht anstrengen, der beste Taucher der Welt zu werden, er ist einfach der Beste, er ist so geboren. Damit er sein Talent entfalten kann, braucht er nur in seinem Element zu sein. Was ihn bremst, ist die Welt außerhalb des Wassers, die voller Störungen ist, voller Lärm, in der jeder etwas von ihm erwartet. Deshalb verschwindet er in der Tiefe, taucht zu den Delfinen, wo er der sein kann, der er wirklich ist.
Ich frage mich, was aus dem Schauspieler geworden ist. Man hat nach diesem Film nicht mehr von ihm gehört. Vor einiger Zeit habe ich mir den Film wieder angesehen. Zufällig war ich online darauf gestoßen. Den musst du sehen, habe ich zu Vera gesagt, die ihn tatsächlich nicht gekannt hat, und wir haben ihn gemeinsam am Laptop geschaut. Die ersten zehn Minuten hat Vera noch stillgehalten, dann hat sie begonnen, erste Bemerkungen zu machen. Ob sich Männer zu Fischen sexuell hingezogen fühlen, hat sie gefragt. Ab der Hälfte des Films, der viel länger gedauert hat, als ich ihn in Erinnerung habe, hat Vera nur noch Witze gerissen. Ein Film für zarte Männerherzen, das passe ja zu mir, hat sie gesagt. Ob mich E-Orgelmusik errege, wollte sie wissen. Ich habe es nicht verstanden. Der Film, der mich damals so begeistert hat, ist mir nun kitschig erschienen, die Charaktere überzeichnet, die Handlung plump, die Filmmusik eine exzessive Orgie aus Synthesizerklängen. Die Delfine sind auf unerträgliche Weise vermenschlicht gewesen, dargestellt, als wären sie unschuldige, friedliche Wesen, dabei ist mittlerweile bekannt, dass gerade beim Menschen beliebte Arten wie der Große Tümmler systematische Vergewaltiger und Kindsmörder sind. Ich habe den Film verteidigt, obwohl ich maßlos enttäuscht gewesen bin, nur um Vera nicht Recht zu geben, und habe ihr erklärt, in den Achtzigern habe man noch extrem wenig über Delfine gewusst. Du immer mit deinen Meerestieren, hat Vera gesagt und den Laptop zugeklappt.
Für den Knaben damals sind alle Meeressäuger wunderbare und vollkommen reine Wesen. Mehr als alle anderen Tiere liebt er sie. Sein größter Traum ist es, einmal einen Wal zu berühren. Immer wieder malt er sich den Moment aus. Er stellt es sich so vor, dass er in einem Boot fährt, das Meer vollkommen ruhig und spiegelglatt, da taucht plötzlich ein Wal neben dem Boot auf, ein riesiger, gebogener Rücken steigt empor, höher als der Bootsrand. Zur Begrüßung stößt der Wal eine Fontäne aus, so kräftig, dass ihm der Luftstoß das Haar zerzaust. Er streicht die nassen Strähnen zur Seite, dann streckt er die Hand aus. Seine Eltern und sein Bruder, die auch im Boot sitzen, starr vor Angst ob des riesigen Ungetiers, heulen auf, aber sie wagen es nicht, ihn zurückzuhalten. Vorsichtig legt er die Hand auf den Rücken des Wals. Die Haut ist weich, sie fühlt sich überraschenderweise warm an, und wenn der Wal seinen Atem ausstößt, vibriert sie. Mit seiner Hand auf dem Rücken begleitet der Wal das Boot. Als er die Hand für einen Moment wegzieht, um eine Strähne aus der Stirn zu wischen, taucht der Wal ab. Er wirft sich halb über den Bootsrand, starrt nach unten, aber der Wal ist verschwunden. Es ist still auf dem Boot, seine Familie sieht ihn immer noch entgeistert an. Plötzlich schießt der Wal – es ist ein Buckelwal, wie er ihn aus dem Fernsehen kennt – vor dem Boot senkrecht aus dem Wasser und stürzt mit einem Krachen auf die Oberfläche zurück. Gischt schießt in die Höhe, seine Eltern und sein Bruder jaulen vor Angst. Er jubiliert und springt im Boot auf und ab, im Gleichklang mit dem Wal, der dem Boot folgend Sprung um Sprung vollführt, bis zum Sonnenuntergang.
ORF
Kontrastreicher könnten die Orte nicht sein, an denen David Bröderbauers Buch „Waltauchen“ (Milena) spielt: Da ist zum einen die Arztpraxis, in der der Erzähler verzweifelt versucht, eine Sperma-Probe zu produzieren. Und da sind die vielen Gewässer, in denen er das tut, was ihm das Liebste ist: Freitauchen.
Schwimmbäder, der Aichingerteich, und natürlich das Meer, genannt „Das große Blau“. Dort überall begleiten wir ihn in seine Kindheit, in seine Beziehung, in seine Gedanken. Wunderbar ruhig und nachdenklich. Ein Herbstbuch.
Welt am Sonntag
Im Ozean mit den Walen tauchen
Welche Gedanken gehen einem Mann durch den Kopf, der in einem abgesonderten Raum einer Urologen-Praxis sitzt und eine Sperma-Probe abgeben soll, damit seine Zeugungsfähigkeit geprüft werden kann?
Der Ich-Erzähler in David Bröderbauers neuem Roman „Waltauchen“ reflektiert in dieser Ausnahmesituation über seine Lebensjahre, seine Kindheit und Jugend, die er mit den Eltern und dem Bruder im „Hochland“ – wohl eine Metapher für das Waldviertel – verbrachte, über die Studienzeit in der Stadt, über seine Beziehung zu anderen Menschen. Bröderbauer wechselt zwischen den Zeitformen, lässt den Protagonisten als Ich-Erzähler im Perfekt sprechen, schreibt jedoch im Präsens, wenn er über ihn in der dritten Person berichtet. Die Entwicklung vom Knaben zum pubertierenden Jüngling und schließlich zum erwachsenen Mann schildert der Autor mit großem Einfühlungsvermögen.
Die Zentralfigur bleibt namenlos, wird konsequent nur als „ich“ oder „er“ angeführt. Zu Beginn ist „er“ ein introvertiertes Kind, das sich gerne in sein Zimmer zurückzieht, sich oft deplatziert und nirgendwo zugehörig fühlt. Einmal mit Walen im Ozean tauchen zu können, ist der größte Wunsch des Buben, der ihn nicht mehr loslässt.
Im Heranreifen zum jungen Mann entwickelt er eine differenzierte Sichtweise der Männlichkeit, die nicht den üblichen Rollenbildern entspricht. Er ist ein Einzelgänger, trainiert immer wieder das Tauchen. Mit Mädchen weiß er nicht wirklich umzugehen, hält daher Distanz. Das Mädchen Vera – im Roman lange Zeit die einzige Person, die einen Namen hat – holt ihn allmählich aus seiner Einsamkeit, unterstützt ihn auch beim Apnoe-Tauchen und kann ihn schließlich motivieren, mit ihr und einer Gruppe junger Menschen, die er flüchtig kennt, nach Sardinien zu fahren.
Ab diesem Zeitpunkt haben diese neun Mädchen und Burschen, mit denen er ans Mittelmeer reist, auch Namen, nur der Protagonist selbst bleibt ohne Namensnennung. Auf der Insel Sardinien wird endlich sein großer Lebenstraum wahr, er gelangt ans Ziel seiner Wünsche und strebt – im doppelten Sinn – dem Höhepunkt zu. Allein die Frage, ob er Vater werden kann, bleibt offen.
Die sensible Beobachtung menschlicher Empfindungswelten, fundiert durchdachte Überlegungen zu Grenzen von Lebensphasen, die detaillierte Beschreibung des Apnoe-Tauchens oder die fabelhafte Schilderung einer Abenddämmerung faszinieren in diesem Bildungsroman. David Bröderbauers Sprachstil mit eigenwilliger Zeichensetzung ist fesselnd, man legt das Buch nicht aus der Hand, ehe man es gelesen hat.
Niederösterreichische Nachrichten, Monika Freisel, November 2020
Ein Mann sitzt beim Urologen im Probenabgabezimmer. Er will wissen, ob er Kinder bekommen kann und soll eine Spermaprobe produzieren. Nur: Er tut sich furchtbar schwer damit. Von draußen hört er die Stimmen und Geräusche durch. Die Umstände sind für ihn mehr als unangenehm und er fühlt sich unter Druck gesetzt. Diese Szene bildet den Rahmen des neuen Romans „Waltauchen“ von David Bröderbauer.
David Bröderbauer: Das ist ein sehr schwieriges Setting für ihn in einem Raum, der zwar abgeschlossen, aber doch öffentlich ist, in einer Arztpraxis da, das Intimste von sich zu geben. Und diese verschlossene Tür ist, find ich, was ganz Tolles, vor allem wenn man dahinter ist und sieht, was dahinter passiert. Weil dann öffnet sich der Erzählraum. Der Erzähler, die Hauptfigur des Romans, der sitzt da drinnen und kann nix machen, außer mit sich selber sprechen. Also dieser verschlossene Raum eröffnet ihm die Möglichkeit einmal sich selbst über sich selbst etwas zu erzählen.
Der namenlose Erzähler wird diesen Raum den ganzen Roman über nicht verlassen. Er nützt die Zeit zum Reflektieren: Er lässt wichtige Stationen seines Lebens Revue passieren, macht sich Gedanken über seine Beziehung, das Vaterwerden und sein Konzept von Männlichkeit.
David Bröderbauer: Männlichkeit ist ja jetzt nicht erst seit heute, sondern Jahren und Jahrzehnten ein Thema. Und dieser Raum, also diese Urologenpraxis, das ist natürlich ein Ort, wo die Männlichkeit bis auf das kleinste Detail, also bis auf die männliche Geschlechtszelle unters Mikroskop gerät und deswegen hat dieser Raum für mich gepasst.
Im öffentlichen Diskurs war das Thema Männlichkeit in den vergangenen Jahren sehr präsent, nicht immer im positiven Sinne: Ob vom „alten, weißen Mann“ die Rede ist, von „toxischer Männlichkeit“, „Mansplaining“ oder „Manterrupting“. David Bröderbauer schließt mit seinem Buch allerdings nicht an solche Debatten an. Ihm geht es darum, ein radikal subjektives Bild vom Mannsein zu kreieren, abseits von Stereotypen und Klischees.
David Bröderbauer: Es wird halt oft dieses männliche Bild diskutiert, wo es um dieses männliche Sich-in-den-Vordergrund-Drängen geht. Oder so eine Diskussion vor ein, zwei Jahren war dieses Manspreading, dass die Männer die Beine zu weit auseinander halten in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und dass natürlich jedes Individuum und auch jeder Mann seine Schwachstellen hat, das ist vielleicht wirklich weniger diskutiert worden. Weil in einem politischen Diskurs das Individuelle immer ein bissl kurz kommt, weil man eben generalisieren muss und dann sich oft auf ein paar Punkte beschränkt und die Nuancen dabei nicht so im Auge behalten kann.
David Bröderbauer konzentriert sich im Roman ganz auf ein Individuum, seinen sensiblen Protagonisten. Dieser befindet sich in einer Übergangsphase seines Lebens, vom Studenten zum Erwachsenen und grübelt ausgiebig über seine Rolle in der Gesellschaft. Was macht zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Vater und einem Mann ohne Kind aus? Und was heißt es für einen Mann, wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt werden kann?
David Bröderbauer: Ich hab für das Buch natürlich auch recherchiert und da auch auf eine möglichst subjektive Art und Weise. Ich hab einfach mit Freunden gesprochen. Also mit mir bekannten Männern, teilweise hab ich auch Männer auf der Straße angesprochen, aber wenn’s um das Zeugungsthema geht, das doch eher intim ist, hab ich im Bekanntenkreis Interviews geführt. Und ich glaub, dass das unter Männern doch ein eher wenig präsentes Thema ist. Weil es auch schwierig ist, zb Sperma, Ejakulat ist ja etwas, was in der öffentlichen Debatte nicht so gut angesehen ist, wenn man über das spricht. Also es ist schon irgendwie negativer beladen oder tabuisierter, als wenn man über eine Eizelle spricht.
Die Erzähler wechselt immer wieder die Perspektiven: Seine Monologe über die Gegenwart führt er in der Ich-Perspektive; wenn er in Kindheits- und Jugenderinnerungen abgleitet, dann spricht er von sich selbst in der dritten Person. Diese „Er-Figur“ hat nicht mehr viel mit ihm zu tun und macht deutlich, dass er den Anschluss an sein früheres Ich schon lange verloren hat. Die Erinnerungen an seinen Vater, der als Knecht gearbeitet und nie die Gelegenheit für eine akademische Ausbildungen gehabt hat, zeigen außerdem, wie sehr sich die Rollenbilder im Laufe der Generationen geändert haben. Die Rückschau erfolgt nicht chronologisch, sondern in Schleifen und nicht im Präteritum, sondern im Perfekt.
David Bröderbauer: Und das macht etwas ganz Eigenes. Man sagt immer: Ich habe gemacht, ich bin gegangen. Also man hat immer Haben und Sein und dann das Partizip. Das ist eine Sprache, die ein bisschen dazu tendiert, sich im Kreis zu drehen, weil sich immer das Haben und Sein wiederholt. Und das hat mir ganz gut gepasst in dem Roman, die Sprache kreist ein bisschen, im Kopf des Protagonisten, in diesem abgeschlossenen Untersuchungszimmer. Und mir ist da eben diese österreichische Erzählform im Perfekt sehr entgegen gekommen.
Der Erzähler entwickelt schon als Kind eine Leidenschaft fürs Tauchen, sein großer Wunsch ist es einmal mit Walen zu tauchen. Um diese Erfahrung authentisch schildern zu können, hat der studierte Biologe David Bröderbauer einen Apnoe-Tauchkurs absolviert. Seither ist er von der Sportart begeistert, was sich auf die Leserin überträgt.
David Bröderbauer: Dass ich das wirklich selber erfahren habe, war schon gut fürs Schreiben, weil das Tauchen, gerade das Freitauchen schon bewusstseinsverändernd ist und das ganz stark in die Sprache, die im Roman aufbaue, würde ich mal sagen, in diesen monologischen Szenen, da spielt dieses Tauchbewusstsein ganz stark hinein.
Das meditative, verlangsamte Atmen und Bei-Sich-Sein, das Taucher jahrelang trainieren, hinterlässt auch Spuren im Denken des Erzählers. Manche Szenen scheinen wie in Zeitlupe abzulaufen, in einer Art schwebenden Zustand. In seinem Buch „Waltauchen“ nimmt uns der Autor mit hinunter in diesen wunderschönen, abgekapselten Zustand und lässt uns tief in die vielschichtige Gefühlswelt seines feinfühligen Protagonisten eintauchen.
Ex libris, Claudia Gschweitl, 25.10.2020